Wie aus Bildern musikalische Klangfarben werden

4. März 2015
The Baff

In der Aula der Realschule präsentierte das Ensemble Horizonte neue Musik.

Stimmungsvolle Momente kennzeichneten das Konzert, das im März 2014 mit dem Ensemble Horizonte und der Senior-Bigband „The Baff“ der Realschule Menden (RSM) in der RSM-Aula stattfand. Unter dem Titel „Klang-Bilder“ war der Auftritt zusammengefasst – und die vorgestellten Kompositionen aus der zeitgenössischen Kunstmusik suchten bei variantenreicher Instrumentation das Bildhafte auch ganz direkt.

Zusammen mit „The Baff“ interpretierte das Ensemble Horizonte zwei Kompositionen von Roman Haubenstock-Ramati, wobei das Besondere in der Machart der Werke lag: Diese bestanden aus Zeichnungen und Wortskizzen und waren bis auf wenige Phrasierungen komplett ohne Noten angelegt. Im Stile des Jammings ergab sich zwischen dem Ensemble Horizonte und „The Baff“ ein hochinteressanter musikalischer Ablauf, bei dem sich ein stetig wechselndes Klangbild mit zunehmender Harmonik und Dynamik in der Rhythmus- und Bläsersektion herausbildete. Die Freude am gemeinsamen Musizieren und das aufeinander abzustimmende Verhalten im Gesamtgefüge war den Nachwuchsmusikern anzusehen. In einem gemeinsamen Workshop hatte das Ensemble Horizonte die Musiker von The Baff auf das Konzert vorbereitet.Stimmungsvolle Momente: Das Ensemble Horizonte konzertierte mit The Baff. Foto: Frank Saul

Bereits der Auftakt des Abends unterschied sich von einer klassischen Konzertsituation: Die Musikerinnen und Musiker des Ensemble Horizonte hatten sich im gesamten Raum verteilt und präsentierten den Choral „Jesus bleibet meine Freude“ von Johann-Sebastian Bach in einer Bearbeitung von Ensembleleiter Jörg-Peter Mittmann. Die ergreifende Melodie des Chorals wanderte von Instrument zu Instrument durch den Raum, wobei das Arrangement dabei auf das Motiv einer Spieluhr in Szene setzte, wie Mittmann erklärte. Durch die Vielzahl der Melodieversatzstücke entwickelte sich eine ganz besondere Fassung des barocken Urstückes.

Hommage an Paul Klee: „One who runs swiftly“

Auch wenn die Notenabfolge bei manchen dargebotenen Stücken wie beispielsweise bei Sebastian Sprengers „Zeitspuren“ oder Olivier Messiaens „Appell insterstellaire“ sehr experimentelle Klangfarben hervorbrachte, entstanden durch die transparente Art der Präsentation jederzeit Bilder. Bei der Komposition „Eunus“ des syrischen Musikers Rami Chahin betrat das Ensemble Horizonte mit Ketten an den Füßen die Bühne und schaffte mit wehmütigen und melancholischen Klängen, die Situation eines seinem Dienstherren unterworfenen Sklaven entstehen zu lassen.

Großartig und beinahe schon eine sportliche Leistung war das Solostück „One who runs swiftly“, das als Hommage an das gleichnamige Bild Paul Klees komponiert worden war: Jens Brülls ließ die Stöcke auf der Marimba in atemberaubenden Tempo hin und herfliegend und war damit sogar „more than swiftly“. Arvo Pärts „Spiegel im Spiegel“ entpuppte sich als rund zehn Minuten dauernder Entspannungsurlaub in der Musik. Mit einfachen Harmonien und wunderbar aufeinander abgestimmten Tonfolgen wirkte dieses Stück als Balsam für die (alltagsgestresste) Seele.

Filmisch-musikalisches Arrangement zum Abschluss: „Railroad Turnbridge“

Den Abschluss des Konzertes bildete ein filmisch-musikalisches Arrangement: Auf der Leinwand beim Konzert war der Kurzfilm „Railroad Turnbridge“ (1976) von Richard Serra zu sehen, in dem aus zahlreichen Perspektiven die Details einer Eisenbahn-Drehbrücke dargestellt werden. Dazu präsentierte das Ensemble Horizonte ein weiteres Arrangement des Leiters Mittmann, der sich dabei am Minimal-Stil des Komponisten Phillip Glass orientierte.

 

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